Edersee-Radweg

Nachdem meine One-Man-Show den Rheinradweg entlang ein Flop war, entschlossen wir uns kurzfristig – diesmal wieder gemeinsam- dem Edersee einen Besuch abzustatten. Das Wetter sollte in der zweiten Juli-Woche besser werden und eine Unterkunft nahe der Talsperre war auch schnell gefunden. Wir hatten uns für zwei Übernachtungen in der Pension Affolderner See im gleichnamigen Ort einquartiert. Die Räder waren wie immer auf dem Dach verstaut und los ging die Fahrt die A5 und die A7 hinauf Richtung Kassel. In Melsungen haben wir die Autobahn verlassen und sind über die Bundesstrasse nach Affoldern gefahren. Nach nicht einmal 3 Stunden waren wir am Ziel. Das Wetter hatte Wort gehalten. Die Sonne schien in Strömen. Frau Schütte, die Eigentümerin der Pension hatte mir am Telefon mitgeteilt, dass sie erst wieder ab 14.00 Uhr da sein wird. Wir hatten also noch etwas Zeit.

Also Räder vom Dach und schon mal die Gegend erkunden. Auf zur Talsperre. Dabei kam uns schon die erste Steigung in die Quere. Auf der Fahrt hoch zur Staumauer haben wir uns in der Touristen-Info noch mit Kartenmaterial versorgt. Nach dem mühsamen „Aufstieg“ haben wir uns zur Belohnung ein frisches Pils in einem Biergarten direkt am See gegönnt. Ein Superausblick. So groß hatte ich mir den Edersee nicht vorgestellt und dabei konnte man nur einen Teil sehen. Die Eder, die hier zu einem See aufgestaut wurde, liegt zwischen hohen Bergen und zerklüfteten Fjorden.

Das hat geschmeckt, jetzt aber zurück in die Pension, das Zimmer beziehen. Die Rückfahrt war toll, denn es ging fast nur bergab. Frau Schütte hatte uns schon erwartet und ein Zimmer in ihrem Privattrack vorbereitet. Das Zimmer und die Einrichtung war mindestens so alt, wie unsere Wirtin, dafür aber sehr ruhig und sogar mit kleiner Terrasse. Für zwei Tage die perfekte Unterkunft. Schnell noch ein paar Sachen auspacken und dann wieder aufs Rad. Unsere Gastgeberin empfahl uns für den Nachmittag eine kleine Tour entlang der Eder nach Fritzlar. Den See hatten wir erst für den nächsten Tag auf der Liste.

Ein wunderschöner, gut ausgeschilderter Radweg führte uns immer am Wasser entlang ohne Probleme an den Fuß der ehemaligen Kaiserstadt Fritzlar. Auf der Fahrt wurden natürlich auch einige Caches eingesammelt. In die Altstadt von Fritzlar fahren war nicht drin, schieben schon und es ging wirklich sehr steil bergauf. Oben angekommen, waren wir derartig fertig, dass als Erste-Hilfe-Sofortmaßnahme ein kühles Pils lebensnotwendig war. Als die Lebensgeister zurück gekehrt waren, stand ein schnelles Essen beim China-Mann und ein Rundgang durch die Stadt auf dem Programm. Die Innenstadt ist wunderschön mit viel Fachwerk. Leider war das Zentrum bei unserem Besuch eine einzige Baustelle. Trotzdem, die Stadt ist einen Besuch wert.

Die Abfahrt wieder hinunter zur Eder war im Gegensatz zum Aufstieg ein absolutes Vergnügen. Auf dem Weg zurück nach Affoldern kamen wir an einem Campingplatz vorbei, in dem es auch ein kleines Restaurant mit Biergarten gab. Natürlich nutzten wir diese Gelegenheit und testeten das Kaltgetränkeangebot. Danach ging es gemütlich weiter zu unserer Unterkunft.

Umziehen und etwas frisch machen. Danach auf der Terrasse Zeitung lesen und einen Absacker nehmen. Frau Schütte leistete uns Gesellschaft und spendierte Chips und Nüßchen. Sie erzählte aus ihrem Leben und gab uns Tips für unsere Tour um den Edersee. Irgendwann sind wir dann in unser Zimmer gegangen, denn der Tag war lang und am nächsten Morgen sollte der Edersee bezwungen werden. Der Fernseher im Zimmer hatte auch schon einige Jahre auf dem Buckel und die Programmvielfalt war sehr übersichtlich. Aber egal, zum Einschlafen hat es gereicht. Wir hatten eine wirklich sehr ruhige Nacht. Die Matratzen waren o.k. und das Geknarre der Betten hielt sich auch in Grenzen.

Wie üblich waren wir am nächsten Morgen ziemlich früh wach. Liegt wohl am Alter. Nach einer erfrischenden Dusche und einem selbst gemachten Kaffee haben wir uns angezogen und sind durch den Ort gelaufen, eine Zeitung kaufen. Das Wetter machte gute Laune. Zurück in der Pension erwartete uns ein liebevoll vorbereitetes Frühstück. Frau Schütte hatte an alles gedacht und machte uns sogar noch ein frisches Spiegelei – von beiden Seiten gebraten. Wir machten uns noch zwei Brötchen für Unterwegs und dann konnte es losgehen.

Die Packtasche mit den wichtigsten Utensilien ans Rad, „Luise“ an den Lenker und los gings hoch zur Staumauer. Die Steigung erschreckte uns diesmal nicht, denn die kannten wir schon. Wir fuhren gegen den Uhrzeigersinn um den Edersee. Die ersten Kilometer waren super ausgebaut. Das Wetter machte wirklich gute Laune. Der erste Ort, den wir durchquerten, war Waldeck, eine sehr vom Tourismus geprägte Stadt. Hoch oben auf dem Berg (220 m) thront das Schloss Waldeck, aber wir verspürten keine Lust für eine Besichtigung. 

Leider führt der Radweg nicht ausschließlich am Ufer des Sees entlang, sondern macht, auch bedingt durch die „Fjorde“, gelegentlich einen Abstecher in das bergige Hinterland. Einen Anstieg auf teilweise sehr engen, steilen Wegen durch den Wald machten wir noch mit, aber die Steigung hoch nach Basdorf kam nicht in Betracht. Leider geht der Radweg aber hier nicht am Wasser entlang. Da merkt man doch, dass wir hier in einem Mittelgebirge befinden und nicht im norddeutschen Flachland.

Wir beschließen, uns mit einer kleinen Fähre von der Halbinsel Scheid auf die andere Seite des Sees nach Bringhausen übersetzen zu lassen. Dann einige Kilometer gegen den Uhrzeigersinn bis Asel fahren und wiederum per Fähre zurück auf die ursprüngliche Seite. Wir müssen dann zwar auf der Rückfahrt einen Abschnitt doppelt fahren, aber bei der Kulisse ist das sicher nicht so schlimm. Auf jeden Fall haben wir uns so die größte Steigung gespart. Mal sehen, ob der Plan aufgeht.  

Wir sind ja schon mit vielen Fähren gefahren, aber diese war mit Abstand die Kleinste. Zum Glück waren wir die einzigen Fahrgäste, sonst wäre es knapp geworden. Die Fahrt verlief ohne Probleme. Auf dem Wasser wurden uns erst die Dimensionen des Sees klar, er ist wirklich groß. In Bringhausen angekommen hieß es, den Radweg suchen und dann weiter nach Westen. Es ging rauf und runter und bald erreichten wir Asel. Hier gibt es einen Campingplatz und der Verwalter ist auch gleichzeitig der Fährmann. Es hatten sich schon einige Fahrgäste zur Überfahrt versammelt, nur leider fehlte das Wichtigste, der Fährmann. Das Warten war aber ganz unterhaltsam, denn die anderen Fahrgäste hatten viel zu erzählen. Wir erfuhren, dass hier bei wenig Wasser, eine Brücke aus dem Wasser auftaucht, die eine Überfahrt ohne Fähre möglich macht. Außer einiger gelber Bojien deutet nichts auf die Existenz einer Brücke hin. Leider hatten wir jetzt nichts davon, denn der See war randvoll.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erfuhren wir, das ein Rohrbruch auf dem Campingplatz unseren Fährmann an einer baldigen Abfahrt hinderte. Irgendwann beschlossen wir, den Weg zurück mit dem Rad zu machen, denn niemand konnte uns auch nur ungefähr eine Abfahrtzeit nennen. Gesagt, getan und nach einer guten Stunden waren wir wieder in Bringhausen. Hier gibt es eine Fisch-Räucherei. Natürlich nutzte ich die Gelegenheit, und kaufte mir ein Räucheraal-Brötchen. Hatte ich schon besser. In einem Biergarten konnten wir, in einem Strandkorb sitzend, unseren Flüssigkeitshaushalt auffüllen. Danach setzten wir unsere Rundreise um den See fort. Es gab noch einige Caches, die auf uns warteten. Wir fuhren durch viel Wald, aber immer in Wassernähe. Der Wald hier ist etwas ganz Besonderes, er gehört zum Kellerwald und ist Weltnaturerbe. Wir fahren an einem Kletterwald vorbei und schon bald taucht in der Ferne der Ort Hemfurth und die Staumauer des Edersees auf.

Leider hatten wir nicht genug Zeit um den nahen Wildtierpark zu besuchen. Na ja, vielleicht beim nächsten Mal. Die Sonne hatte sich inzwischen zurück gezogen, aber es war noch warm genug. Die Fahrt zurück zur Pension verlief ohne Zwischenfälle, wir hatten sogar noch Zeit für ein Kaltgetränk in Höhe der Mauer.

Es war eine sehr schöne Tour. In der Unterkunft machen wir uns schnell frisch und dann entscheiden wir, in dem Restaurant am Campingplatz vom Abend vorher etwas zu essen. Auch diese Fahrt war sehr entspannend. Den Abend lassen wir wieder auf der Terrasse bei Zeitung und Bier ausklingen. Frau Schütte leistete uns erneut Gesellschaft erzählte kleine Anekdoten.

Die Nacht verlief ruhig. Nach einem kräftigen Frühstück packen wir unsere Sachen. Die Räder kommen aufs Dach und wir treten die Heimreise, allerdings nicht direkt, sondern wir machen noch einen Abstecher ins wunderschöne Rotenburg an der Fulda. Eine Kaffeepause war auch noch drin, aber für ein Mittagessen fanden wir leider kein geeignetes Restaurant, das geöffnet hatte, schade.

Insgesamt eine sehr schöne Fahrt, natürlich haben wir wieder sehr viel gesehen und erlebt. Der Edersee ist wirklich beeindruckend. Einige Abschnitte des Radweges sind sicher eher für Mountainbikes geeignet. Trotzdem war es sehr interessant.

Ende